Mittwoch, 19. März 2008

Es trug sich folgendes zu ...

Es war Donnerstagabend ca. 21.00 Uhr, als Herr G. aus A. bei Herrn W. aus B. anrief und einige Anliegen hatte. Unter anderem fielen die Worte „spontan“(1) und „irgendwo(2) hinfahren“(3). Nach einem kurzen Blick ins Wörterbuch war uns klar, was das zu bedeuten hatte. Ein Ziel war auch schnell gefunden, da Herr W. aus B. am Tag zuvor den Film Fluchtpunkt Nizza gesehen hatte und es dort sehr schön aussah. Nun fehlte nur noch der Segen der Bosse von Herrn G. aus A., um für die nächsten Tage frei zu bekommen. Doch die Antwort fiel ernüchternd aus. Herr G. aus A. bekam nicht frei. An dieser Stelle wäre die Geschichte wohl auch nun zu Ende gewesen, wenn, ja wenn Herr G. aus A. nicht hartnäckig geblieben wäre und die ich-mach-dir-ein-schlechtes-Gewissen-Taktik angewandt hätte.
Kurz gesagt, um ca. 0.00 Uhr waren wir auf der Autobahn mit Ziel Nizza in Frankreich. Im Gepäck das Allernötigste wie Klamotten, Kameras und ne Ladung Burger. Das Navi, eingestellt auf „Autobahn meiden“ um der Maut zu entgehen, berechnete eine Strecke von 922 km und gab als Ankunftszeit 12.30 Uhr an. Wir waren völlig planlos, wo uns das Navi hinschickte, betrachteten nicht einmal die Gesamtstrecke. So war es umso überraschender, plötzlich vor unerwarteten Grenzen zu stehen und unbekannte Gebirgspässe zu befahren. Zurückblickend können wir behaupten, in 5 Ländern gewesen zu sein und einen Temperaturunterschied von 30 Grad erlebt zu haben. Als erstes durchquerten wir Österreich. Auf unserem Weg bemerkten wir kaum, dass sich um uns langsam die Alpen formierten. Wir nahmen nur dunkle Schatten war. Die Temperaturanzeige im Auto teilte uns bittere –10 Grad mit. Kurz vor 6.00 Uhr hielten wir in der Schweiz ein paar Km vor St. Moritz an, um für eine Stunde zu schlafen. Unglücklicherweise standen wir direkt neben einer ab 6.30 Uhr viel befahrenen Straße und einer Bahnstrecke. Hinzu kam, dass in der Gegend einige Berghänge wegen Lawinengefahr gesprengt wurden. So entschlossen wir uns, um 7.00 Uhr weiterzufahren. Trotzalledem tat die Stunde Pause sehr gut. Mittlerweile war die Sonne aufgegangen, und wir konnten nun die malerische Landschaft genießen. Die Serpentinen, die uns jetzt auf der Alpabfahrt erwarteten, sollten nicht die letzten auf unserer Reise bleiben. Am Fuß der Berge angekommen, wurden wir von der italienischen Grenze überrascht. Diese konnten wir problemlos passieren. Die Berge ließen wir erst einmal hinter uns und fuhren jetzt Richtung Mailand. Dort angekommen, mussten wir uns eine Stunde durch den Berufsverkehr quälen. Nachdem man sich aber erst einmal an den dortigen Fahrstil gewöhnt, und diesen auch schnell angeeignet hatte, ging es zügig voran. Die mediterrane Fahrweise sollte sich als Vorteil auf den folgenden Km herausstellen. Weiter durchquerten wir die Poebene, jedoch ständig von den Alpen begleitet. Mit der Zeit beschlich uns ein ungutes Gefühl, mit den Alpen noch einmal konfrontiert zu werden. Der erhoffte Tunnel ließ sich weit und breit nicht finden, und so navigierte uns das TomTom noch einmal über die Alpen. Oben angekommen empfing uns die französische Grenze. Komischerweise fuhren wir nach ein paar Km wieder in italienischem Territorium, bevor wir endlich auf französischer Seite Dorf und Leute bewundern konnten. Wir ließen nun endgültig die Alpen hinter uns und näherten uns dem Mittelmeer. Das letzte Stück der Hinreise führte uns auf Küstenstraßen über Menton, Monaco bis nach Nizza. Mittlerweile hatte es 20 Grad.In Nizza angekommen war es jetzt auch schon 16.30 Uhr. Hatte wohl alles ein bisschen länger gedauert.
Unsere Wahl der Übernachtungsmöglichkeit fiel auf das Hostel Villa Saint Exupery. Dort wurden wir recht herzlich empfangen, fielen aber sofort nach Besichtigung der Anlage in unser Betten. Die 18 Stunden machten sich nun bemerkbar. Nach zwei Stunden Erholung machte wir uns auf um in der Innenstadt etwas Essbares zu finden. Der einzig verbliebene Crispy Chicken sah nicht mehr sehr appetitlich aus. In der Innenstadt gönnte sich jeder eine Pizza fromage et un Cola s'il vous plaît. Anschließend besichtigten wir die Promenade, den Strand und den Hafen. Alles sehr schön. Kurz vor 0.00 Uhr waren wir im Hostel zurück. Jetzt vergnügten wir uns mit einer Flasche Rotkäppchen Sekt, die uns jetzt den wohl billigsten Rausch bescherte. Sofort angeheitert entstand in der dortigen Bar und Internetcafe die Idee der Ape. Man gönnte sich noch weitere Bierse (une bière = un Euro) und schmiedete Pläne für weiter Trips. Am nächsten Morgen begann auch schon wieder die Heimreise. Doch zuerst besichtigten wir Monaco. Es ist zu empfehlen, den Formel 1 Kurs in Monaco einmal gefahren zu sein. Erst als wir Monaco längst schon wieder verlassen hatten, bekamen wir mitgeteilt, dass der Fürst an diesem Tag Geburtstag hatte. Egal, wir hatten eh nix dabei, und wir waren ja schon zu einer anderen Feier nach Tübingen unterwegs. Um dort auch pünktlich anzukommen, entschieden wir uns, auf dem Rückweg auf der Autobahn zu fahren. Das war nicht so optimal, denn ich spüre heute noch die italienischen Autobahnen in meinem Rücken. Der Rückweg führte uns über Mailand und Zürich. Diesmal durchquerten wir die Alpen durch den St. Gotthard Tunnel. Die Pässe wären eh gesperrt gewesen. Auf der weiteren Reise wurde es noch einmal kurz spannend, denn wir hatten plötzlich nichts mehr im Tank. Mit letzter Mühe erreichten wir eine Tanke mitten in der Pampa. Vom Hungergefühl getrieben, steuerten wir den nächsten McDonalds an. Das waren die besten Cheeseburger, die wir je gegessen haben. Und die waren sogar heiß. Nur der Preis war dem entsprechend, 6 Cheeseburger kosteten 10 Euro. An der deutschen Grenze wurden wir noch etwas länger kontrolliert. Lag wohl daran, dass ein Lockenkopf im Auto saß. Das letzte Stück fuhren wir mit Höchstgeschwindigkeit und kamen um 21.30 Uhr in heimischen Gefilden an. Gute 48 Stunden nachdem Herr G. aus A. bei Herrn W. aus B. angerufen hatte. Das war die wohl beste Entscheidung, die wir an diesem Abend hätten treffen können.


(1) spon|tan [..., auch: sp...] [spätlat. spontaneus = freiwillig; frei, zu lat. (sua) sponte = freiwillig, zu: spons (nur im Gen. spontis u. Abl. sponte üblich) = (An)trieb, freier Wille]:
a) aus einem plötzlichen Impuls heraus, auf einem plötzlichen Entschluss beruhend, einem plötzlichen inneren Antrieb, Impuls folgend: ein -er Entschluss; eine -e (nicht von außen gesteuerte) politische Aktion, Demonstration; -e Kontakte mit der Bevölkerung; sie ist [in allen ihren Handlungen, Äußerungen] sehr s.; s. zustimmen, reagieren;
b) (bildungsspr.; Fachspr.) von selbst, ohne [erkennbaren] äußeren Anlass, Einfluss [ausgelöst]: eine -e Entwicklung, Heilung, Fehlgeburt; sich s. entwickeln; s. verschwinden.

(2) ir|gend|wo :
a) an irgendeinem Ort, Platz; an irgendeiner Stelle: er muss es i. [in seinem Zimmer] versteckt haben; sie wollten i. in Italien Urlaub machen; gibt es [hier] i. ein Restaurant?; der Hund läuft nie i. anders hin;
b) (ugs.) irgendwie (b): i. hat er Recht; sie kam mir i. bekannt vor; das ist doch i. alles verrückt, was er da tut.

(3) hin|fah|ren :
1. a) an einen bestimmten Ort fahren : mit dem Auto, Zug h.;
b) jmdn., etw. an einen bestimmten Ort fahren : wir können alles mit dem Wagen h.
2. sich fahrend [da]hinbewegen : Züge fuhren über die Ebene hin.
3. a) sich fahrend entfernen; wegfahren: da fährt sie hin!;
b) (veraltet verhüll.) sterben.
4. a) über etw. fahren, streichen, wischen; entlangfahren, -streichen, -wischen;
b) in einer bestimmten Richtung, nach einer bestimmten Stelle hin eine rasche Bewegung machen: er fuhr mit der Hand nach der Tasche hin
.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Es war Donnerstagabend ca. 21.00 Uhr... Ihr meint wohl Mittwochabend?! Sonst passt das alles net so ganz. Außerdem versteh ich net, warum es Probleme an der Grenze geben soll, wenn man einen Lockenkopf dabei hat.

Dann lag ich mit meinem Nice am Freitag ja doch nicht so schlecht. War ja doch jemand in Nizza ; ) Ach und übrigens: ihr spinnt! Und ich wußte gar nicht, dass Nizza so schön ist...