Donnerstag, 14. August 2008

Aufmacher

Hatte ja letzten Samstag schon erzählt dass in der Marbacher Zeitung ein Bericht über mich stand. Hier nun für alle die ihn noch nicht gelesen haben:


Mit Schnapszahl in die Ehe starten

Der Benninger Standesbeamte Tobias Walter hat am gestrigen 8.8. vier Paare vermählt
Benningen. Vier Paare haben sich in Benningen am gestrigen 8. 8. 08 das Jawort gegeben. Für den Standesbeamten Tobias Walter ist das ein kleiner Trau-Marathon gewesen. Bis die Ringe getauscht und die Dokumente unterschrieben waren, hat er alle Hände voll zu tun gehabt.

Von Stephanie Jochim

Im ersten Obergeschoss der Benninger Kelter sind schon immer wichtige Entscheidungen gefallen. Bis zum Jahr 2002 hat hier der Gemeinderat der Kommune getagt. Heute ist der Raum mit der niedrigen Decke und dem Holzboden das Benninger Trauzimmer. Vier Paare haben hier am gestrigen 8. 8. 2008 eine Entscheidung fürs Leben getroffen und sich das Jawort gegeben.
Der Benninger Standesbeamte Tobias Walter hat in den vergangenen neun Jahren schon etwa 220 Ehen geschlossen, aber noch nie stolze vier an einem Tag. "Normalerweise habe ich an den Freitagen eine einzige Trauung", sagt der 31-Jährige. Das außergewöhnliche Datum hat den gestrigen Tag für den Standesbeamten zu einem Trau-Marathon werden lassen. Seiner Schätzung nach wird er am Ende des Jahres 25 Ehen geschlossen haben, gestern sind demnach 16 Prozent der Trauungen im Jahr 2008 über die Bühne gegangen. Insgesamt, so berichtet Walter, wird im etwa 5500 Einwohner großen Benningen in diesem Jahr weniger geheiratet als sonst.

Aufgeregt, erzählt Walter, sei er bei aller Routine noch heute vor jeder Trauung. Deshalb geht er den Megatrautag auch so ruhig wie möglich an. Er sperrt die Benninger Kelter um 8.30 Uhr auf und hat noch 25 Minuten, bis das erste Brautpaar über die Schwelle tritt. Diese Zeit nutzt er, um die Stuhlreihen zurechtzurücken, zu lüften und die Unterlagen auf dem Tisch zwischen ihm und dem Brautpaar akkurat einzurichten. Vor ihm liegt die schwarze Mappe mit den entscheidenden Unterlagen. Rechts vom Brautpaar platziert er das Familienbuch, daneben zwei Kulis zum Unterschreiben. "Die Minen habe ich gestern noch erneuert - man will ja nichts dem Zufall überlassen", sagt er und lacht. Immerhin muss die Tinte an diesem Tag für acht Unterschriften reichen. Die verbleibende Zeit nutzt der Standesbeamte, um sich zu sammeln, wie er sagt. Denn jede Trauung ist ein besonderer Moment, dem er gerecht werden möchte - auch wenn es viermal am Tag ist.

Es ist 9.30 Uhr, als die kleine Hochzeitsgesellschaft um die Benninger Angela und Roland Gehrt verrichteter Dinge die Kelter verlässt. Das Ehepaar hat sich bewusst für den 8. 8. entschieden. "Wir haben es mit der Acht", sagt Angela Gehrt, und er fügt an: "Legt man die beiden Ringe nebeneinander, hat man auch eine Acht." Wie zum Beweis halten die Vermählten die Eheringe zusammen. Bei der Trauung ist auch Walter auf das außergewöhnliche Datum eingegangen und hat der Gesellschaft berichtet, dass "die Acht im nordischen Brauchtum Verbundenheit symbolisiert". Dass man den Hochzeitstag des Datums wegen weniger schnell vergisst, ist für die Gehrts ein angenehmer Nebeneffekt, sagen sie. Hinter ihrer kleinen Festgesellschaft tritt Walter aus der Kelter ins Sonnenlicht. Er schließt ab und fährt zum Rathaus. Dort hilft er einigen Bürgern mit beglaubigten Kopien aus und packt seinen Aktenkoffer um. Gegen 10.30 Uhr ist er zurück im Trauzimmer - Stühle rücken und lüften für den nächsten Termin um 11 Uhr.
Etwa 30 Köpfe zählt die zweite Traugesellschaft. Nach einer halben Stunde verlässt das Paar mit glücklichen Gesichtern die Kelter. Für Tobias Walter ist es an der Zeit, bei seiner Mutter in Benningen einen Teller Wurstsalat zu essen und das Hemd zu wechseln. Weil er weiß, dass die Temperatur im Trauzimmer schnell steigt, hat er vorgesorgt und geht frisch in die nächste Zeremonie - halbe Stunde vorbereiten, halbe Stunde trauen.

In anderen Ländern, berichtet Walter, werde viel mehr Aufwand um das Heiraten betrieben als bei uns. Auf einer Rucksackreise an der Seidenstraße habe er beispielsweise riesige Hochzeiten und an jeder Straßenecke ein Brautgeschäft gesehen. Besonders hübsch findet er einen Brauch, von dem er in Usbekistan gehört hat: Dort verbringen Brautpaar 40 Tage und Nächte nach der Hochzeit gemeinsam in ihrem Zuhause - damit die bösen Geister vertrieben werden und die Ehe unter einem guten Stern steht. "Und neun Monate später . . .", sagt Walter und lacht. Er selbst ist Fan von Hochzeiten, lebt aber ohne Trauschein in einer Partnerschaft.

Das dritte Paar am gestrigen Freitag sind Paola und Giovanni Oliva. Walter kennt die beiden. Er spricht bei der Trauung vertraut und dennoch in getragenem Ton mit ihnen - beim Umtrunk bekommt auch er ein Glas. Da wird ihm auch von einer Tradition berichtet: "Die Vorliebe für das Datum liegt bei mir in der Familie", sagt Paola Oliva. Ihre Schwester Grazia Trovata bestätigt das. Ich habe am 8. 8. 1998 geheiratet", berichtet sie und fügt an: Eine Cousine der beiden ist am 8. 8. 88 den Bund der Ehe eingegangen.

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